Denn wie man sich bettet…

 

Tag 449 unserer Reise, die Nacht 450 liegt vor uns und es ist damit an der Zeit, mal ein paar Sätze zu unseren Übernachtungsplätzen zu schreiben… welch` Glück, wir schlafen fast immer in unserem eigenen Bettchen, nur das steht eben mal hier und mal da – an einsamen Strandplätzen, Mitten im Wald, auf unzähligen Walmartparkplätzen, in Flughafeneinflugschneisen, an einem vermeintlich ruhigen Lokal, das sich als Karaokebar entpuppt, die bis 2 Uhr in der Früh geöffnet hat oder vor der Berghütte einer Indogenen, die uns zwar anguckt, als seien wir grün und mit `ner fliegenden Untertasse vor ihr gelandet, unsere Bitte, hier eine Nacht bleiben zu dürfen, aber nicht abschlägt…

 

Heute landen wir auf dem Dorfplatz von San Miguel.

Wird sind schon am frühen Nachmittag angekommen, in einem verschlafenen Nest am Ende der Welt in Ecuador. In diesem Eck des Landes gibt es reichlich Thermalquellen, auch in San Miguel. Wir haben das dorfeigene „Schwimmbad“ ganz für uns alleine – drei Becken, das erste warm, das zweite wärmer und das dritte `ne Badewanne. Wir spielen im mittleren Wasserball und sind uns einig, unseren Übernachtungsplatz für heute auf dem Parkplatz vor dem Schwimmbad gefunden zu haben.

 

 

 

Der Nachmittag bleibt ruhig, ein halbgares Mädel nervt uns ein bisschen, weil die Runden mit ihrem Fahrrad nicht nah genug an uns vorbei gehen können, schließlich hat auch sie genug und wir bleiben alleine mit ein paar Hühnern die vorbei gackern und Gänse die vom Bach raufgewatschelt kommen… wir wehmüten ein bisschen über unser altes Nest Seesbach. Weil weit und breit keine Menschenseele zu sehen ist, werden Hühner und Gänse umbenannt – da watscheln Anneliese und Gertrud an uns vorbei, der Klaus ist wohl drüben beim Werner hängengeblieben, meint Thomas…

 

 

 

Gegen halb vier wird unser Frieden kurz gestört, der Bus kommt und kündigt wenige Minuten später unablässig hupend an, dass er nun wieder abfährt… und wir blicken auf ein großes Schild mit den Abfahrtszeiten – 6.20 am geht der erste! Was soll`s, wir kriegen hier sicher genug Schlaf…

 

 

 

 

Pünktlich zum Sonnenuntergang aber wacht das Dorf plötzlich auf. Aus allen Ecken kommen neue Badegäste, die in Schlappen und mit Seife bewaffnet zu ihrer Dorfbadewanne marschieren. Dann öffnet der Jugendraum neben der „Touristenbar“, die dreiköpfige Dorfjugend stellt einen Lautsprecher raus und beschallt uns mit einer Mischung aus spanischer Ballermannmusik und Gejodel… Manno! „Gegen die Karaokebar könnt ihr aber trotzdem nicht anstinken“, würd` ich ihnen allzu gerne in perfektem Spanisch zurufen…

 

Dann verstummt die Musik und – immerhin dafür reicht unser Spanisch inzwischen – das Dorf wird über den Lautsprecher informiert, dass die Arbeiten an der Brücke vorm Dorf morgen um 7 Uhr beginnen und die Helfer doch bitte pünktlich dort sein sollen. Dann gibt`s wieder Gedudel… doch die Dorfjugend muss mich wohl auch wortlos verstanden haben, um 20.37 Uhr ist die Party vorbei, um 21.06 Uhr geht das Licht an der Dorfbadewanne aus und wir nutzen die himmlische Ruhe –buenas noches amigos, schlaft schön,

 

denn wie man sich bettet…